Vermischtes

Fräulein – die etwas andere Zeitschrift für junge Frauen

Das Dezember- und das Januar-Fräulein

Eine typische Frauenzeitschrift enthält folgende Zutaten: ein bisschen Mode (meist viel zu teuer, außer man ist Großverdiener), ein bisschen Klatsch und Tratsch (etwa: „Oh mein Gott! Heidi Klum lässt sich scheiden!“) und ein paar Beauty- und Beziehungstipps (so was wie: „Das perfekte Abend-Makeup“ oder „So klappt’s mit den Männern“). Diese Themen werden über das Jahr hinweg zwar immer wieder leicht variiert (Jahresanfang: „Die neue Diät – noch effektiver abnehmen!”, Jahresmitte: „Der Weg zur Bikinifigur”, Jahresende: „Winterliche Wohlfühltipps”). Letztendlich bleiben sie aber meist doch ziemlich die Gleichen. Nett. Kann man lesen. Muss man aber nicht. Bevorzugt beim Friseur blättere ich in solchen zwar seichten, aber nett anzusehenden Heften. Werde ich dann von meiner Friseurin aufgerufen, bin ich aber auch nicht sonderlich traurig darüber, meine Lektüre unterbrechen zu müssen.
Kurz vor Weihnachten machte ich in einem Kreuzberger Café aus Zufall eine Begegnung mit einer Frauenzeitschrift, die erfrischend anders ist. Schon das Cover sprang mir gleich ins Auge. Hochglänzend. Die amerikanische Schriftstellerin und Regisseurin Mirandy July auf dem Titelblatt, ein wunderschon geschwungener Schriftzug. Keine Frage, sicher ein nettes Magazin, das man schön nebenbei beim Cappuccino durchblättern konnte, dachte ich mir und fing an zu lesen. Und war gleich begeistert: Was für eine wunderschöne und vor allem so abwechslungsreiche Aufmachung! Künstlerische Fotostrecken! Und dann vor allem, ganz viel Artikel über Kunst, Literatur und Kultur! Dieser Lichtblick war mir in dem ganzen Wust aus Millionen Frauenzeitschriften mit den immer gleichen lahmen Frauenthemen eindeutig viel zu lange entgangen.
Diesen Freitag hatte ich am Bahnhof noch Zeit, bis mein Zug kommen sollte. Ich schlenderte also aus purer Langeweile in den Bahnhofskiosk, um vielleicht für die Fahrt noch irgendwas Lesbares aufzutreiben. Meine Zufallsbegegnung mit dem hübschen Fräulein war jetzt ja auch schon wieder fast einen Monat her, also machte ich mich auf die Suche nach ihr. Und ich hatte Glück: Es gab mittlerweile tatsächlich eine neue Ausgabe. Genau das Richtige für eine Bahnfahrt!

Und auch diesmal waren die Themen weit gestreut. Besonders gut gefiel mir der Artikel über Sylvia Plath, die mich mit ihrem starken (und äußerst deprimierenden) Roman „Die Glasglocke“ immer wieder in den Bann zieht. Aber auch das Interview mit der französischen Schauspielerin Charlotte Gainsbourg – wohlgemerkt mit schicken und hochkarätigen Fotos der bedeutenden Fotografin Nan Goldin (!) als Beigabe – war sehr lesenswert.
Klar, hinsichtlich der Mode wurden (wie immer) natürlich wieder völlig unbezahlbare Kleidungsstücke präsentiert, aber solange es stilvolle und ästhetisch gestaltete Fotostrecken sind, sind diese wenigstens nett anzusehen und man kann Chanel-Kostüme und Louis Vuitton-Röcke (ohne Preisangabe!) verschmerzen. Außerdem kann eine Modestrecke, die nach Filmtiteln benannt ist (u.a. The Virgin Suicides, 500 Days of Summer, The Tree of Life…) bei mir sowieso nicht mehr so viel falsch machen 😉 Weiter ging es mit interessanten Tipps für Kunstausstellungen, Konzerte und Filme, die man in nächster Zeit nicht verpassen sollte. Und einen spannenden toll designtem Artikel die Renaissance des Swings. Hätte mich auch nicht gedacht, dass ich einen Bericht über einen beliebten Tanzstil der 20er Jahre mal so verschlingen würde…

Insgesamt also ein sehr lohnenswertes Magazin, das sich von der großen Masse abhebt, ein klein wenig mehr Tiefgang hat (jaa…nagut, nur ein wenig. Frauenzeitschrift bleibt halt doch Frauenzeitschrift ;)). Oder wie die Macher des Magazins selbst ihre Philosophie erklären: „Diese Zeitschrift ist ein Liebesbrief und ein Angebot an eine bezaubernde und niemals langweilig werdende Generation von jungen Frauen dieser Zeit.“ Schön gesagt, liebes Fräulein! Ich behalt dich im Auge…

Wer selbst mal reinlesen will: Das Fräulein-Magazin ist für 2,50 € in jedem gut sortierten (Bahnhofs-)Kiosk erhältlich! 😉

Tags:         

what do you think?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sommerdiebe benutzt Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessern. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.