Film

A Most Wanted Man (2014)

A Most Wanted Man (2014)

Abgeranzte Hafenkneipen, düstere U-Bahnunterführungen, zwielichtige Gestalten und das ständige unterschwellige Gefühl, beobachtet zu werden – dass die eigentlich doch recht reiche Stadt Hamburg auch so ihre unheimlichen Seiten hat, beweist Anton Corbijns (Control, The American) neues Machwerk „A Most Wanted Man“. Hier ist der russisch-stämmige Tschetschene Issa Karpov auf der Flucht vor Folter in seinem Heimatland, möchte nun das in Hamburg befindliche Bank-Schließfach seines verhassten Vaters auflösen und mit der beträchtlichen Geldsumme von mehreren Millionen Euro von dannen ziehen. Auf Schritt und Tritt verfolgt und belauert wird er jedoch dabei von einer deutschen Spionageeinheit, die von dem charismatischen und sehr eigensinnigen Günter Bachmann (Philip Seymour Hoffman) angeführt wird. Schnell beginnt sich auch der CIA für den großen Fremden mit vermutlich terroristischen Hintergründen zu interessieren. Einzig die linksorientierte idealistische Anwältin Annabel Richter (Rachel McAdams) kämpft für ihren Klienten, findet sich aber schneller als ihr lieb ist in einem Netz aus Spionage, Intrigen und Verrat wieder.

“Most Wanted Man” – Hochspannender Thriller mit dem genialen Philip Seymour Hoffmann

„A Most Wanted Man“ kommt als solider Spionage-Thriller daher, der vor allem durch seine Betonung auf Charakterzeichnung und die Beziehungen zwischen den einzelnen Geheimdiensten, die sich letztendlich alle gegenseitig misstrauen und dem jeweils anderen ins Handwerk pfuschen möchten, besticht. Hervorzuheben ist vor allem Philip Seymour Hoffman (Anfang des Jahres leider verstorben), der den muffligen, zynischen, in seinem Vorgehen aber auch sehr raffinierten Chef mimt. Seine Ermittlungen unterscheiden sich grundlegend von denen der Amerikaner (Robin Wright als intrigante Anführerin der CIA) – seine Spezialität ist es, unauffällig auf der Straße zu ermitteln, sich dafür auch direkt in soziale Brennpunkte zu begeben (unvergessen die Szenen, die in der Hamburger Kiezkneipe „Zum Silbersack“ spielen) und vielleicht auch mal die Verkleidung eines Taxifahrers zu wählen, wenn es der Sache dienlich ist.

Hoffman verleiht seiner Rolle viel Tiefgang – er spielt wie so oft einen gebrochenen Mann, der jedoch dennoch noch nicht müde ist, weiterzumachen – auch, wenn es wehtut. Die Kameraarbeit, die vielen eindrucksvollen Bilder – Hamburg im kalten Hafenlicht – ebenso wie die zahlreichen guten bekannten und weniger bekannten Nebendarsteller (witzig: Herbert Grönemeyer in einer kleinen Nebenrolle!) sind ohne Frage lobend hervorzuheben. Abzüge gibt es jedoch leider beim Spannungsbogen und dem Plot, der durchaus seine Längen hat und durch seine Handlung nicht durchgehend fesselt. Gerade die Geschichte um den vermeintlichen Terroristen Issa Karpov gerät sehr dünn – die Figur wirkt recht flach, ihre Motivationen sind doch zu wenig ausformuliert, als dass sie beim Zuschauer wirklich tieferes Interesse und Einfühlungsvermögen entfachen.

“A Most Wanted Man” – Mein Fazit

Insgesamt ist „A Most Wanted Man“ vor allem durch die Spannung der Spionagehandlung, die einmalige düstere Stimmung und nicht zuletzt natürlich durch die schauspielerischen Leistungen, allen voran von Philip Seymour Hoffman, durchaus sehenswert. Wenn man über die inhaltlichen Schwächen hinwegsieht, die sich etwa ab der Mitte des Films bemerkbar machen, bleibt immer noch ein solider Agentenfilm, aber noch lange kein Meisterwerk.

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