Literatur Rezensionen

Literatur in 300 Wörtern (19): David Wagner – Leben

David Wagner: Leben

Inhalt von David Wagners “Leben” in 3 Sätzen:

Der Erzähler hat schon seit seiner Kindheit schwerwiegende gesundheitliche Probleme mit seiner Leber. Nach einem Zwischenfall ist es nun soweit: er kommt auf die Warteliste für ein neues Organ. Eine Zeit der Ungewissheit und der Fragen beginnt: warum lohnt es sich wirklich zu leben, ist es richtig, ein Organ eines gerade verstorbenen Unbekannten eingepflanzt zu bekommen?

Lieblingszitat aus “Leben”:

„Ich weiß nicht einmal, ob du ein Mann oder eine Frau gewesen bist und wo du gelebt hast, bis vor ein paar Tagen. Ich weiß nur, wo du jetzt bist, hier, bei mir, sonst weiß ich nichts, gar nichts, kenne nicht deine Haarfarbe und weiß nicht, wie du riechst, du, die Frau, die ich mir zurechtphantasiere, die Frau, die einen Organspendeausweis in ihrem Portemonnaie hatte, die Achtzehnjährige, die ohne Helm von ihrer Vespa fiel, die junge Mutter, die beim Baden verunglückte, die ältere Frau mit der Hirnblutung, vielleicht warst du aber auch ein frustrierter alter Mann, fernsehsüchtig, häßlich, fett und böse. Und ich werde es nun auch.“

David Wagners autobiographischer Roman “Leben” – Humorvoll, berührend und anschaulich

Gerade, wenn man die kurze Inhaltsangabe des Romans liest, würde man vermuten: uff, da kommt auf einen als Leser aber ganz schön schwere Lesekost zu. Doch, falsch gedacht! David Wagner gelingt es mit Bravour, das ernste Thema der Organtransplantation und den grauen, aber auch skurrilen Krankenhausalltag mit viel leichtfüßigem Humor, aber auch mit einer gehörigen Portion Respekt zu behandeln. Der Autor verarbeitet in seinem Roman die (vermutlich stark autobiographisch gefärbten) Gedanken und Erlebnisse seiner eigenen Lebertransplantation. Neues Leben – doch zu welchem Preis? Der Roman zeigt auf sehr bewegende Art und Weise auf, was einem Todkranken durch den Kopf geht, was ihn überhaupt noch am Leben erhält und ihn davon abbringt, nicht einfach freiwillig aus dem Leben zu scheiden. In melancholischen Rückschauen reflektiert der Protagonist über wichtige Menschen seines Lebens, die kleinen und großen Glücksmomente. Nach der gelungenen Transplantation versteht er zum ersten Mal, was es heißt: zu leben – zu genießen: auch, wenn es die noch so kleinen Dinge des Alltags sind! Ob die erste heiße Tasse Kaffee am Morgen, die Freude seiner kleinen Tochter oder zu sehen, wie die Bäume vor seinem Fenster sanfte Schatten werfen: er lebt, wenn auch nur durch die Gabe eines Anderen.

Wem wird dieses Buch gefallen?

Dieses Buch ist für Leser, die einen bewegenden, lebhaft geschilderten Roman zum Nachdenken lesen wollen. Erzählt in 277 episodenhaften Textabschnitten, die sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Hut ab für dieses Buch, David Wagner!

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