Kunst & Museen

Ausstellungstipp: Am I Dandy? (Schwules Museum Berlin)

Sapeure

Am I Dandy?Dandys – stets modisch angezogen und dabei auch noch waschechte Lebenskünstler. Doch gibt es diese besondere Kultur, die ihre Hochzeit vor allem im 19. Jahrhundert in England und Frankreich erlebte, auch noch heute? Die Ausstellung “Am I Dandy?” im Schwulen Museum Berlin widmet sich in einer kleinen aber feinen Ausstellung diesem faszinierenden Phänomen, beleuchtet berühmte Vertreter der Dandy-Lebensart wie Oscar Wilde, Charles Baudelaire & Co. sowie wirft einen Blick auf heutige Erscheinungsformen des Dandytums, die sich heute noch vereinzelt in der Werbung, in Modemagazinen- und Blogs sowie in der zeitgenössischen Kunst und Fotografie finden lassen.

Schon der Aufbau der Ausstellung ist gelungen: Die Kuratoren strukturieren sie nach Orten, die jeder Dandy zur Selbstinszenierung nutzt: Auf der Straße präsentiert er sich der Gesellschaft, zeigt seinen eigenen Status – vor allem durch seine sorgfältig durchdachte Garderobe. Das Ankleidezimmer ist der private Ort eines Dandys: Hier werden Accessoires wie Manschettenknöpfe und Krawattennadeln zurechtgelegt und alles für den großen Auftritt vorbereitet. Im Club oder Salon trifft ein Dandy auf seinesgleichen – Gentlemen wie er, die sich dem Müßiggang und exklusiven Leben verschrieben haben. Im letzten Raum befindet sich schließlich noch ein Spiegel-Laufsteg – hier steht sogar ein Kleiderständer voller Dandy-Klamotten, die jeder Ausstellungsbesucher gerne mal anprobieren kann.

In jedem Ausstellungsraum gibt es allerhand spannende Exponate wie Plakate, Kosmetika, Kleidung, aber auch inspirierende Fotografien und Zitate berühmter Dandys zu entdecken. Darüber hinaus habe selbst ich (als eingefleischter Dandy-Fan) noch einiges erfahren, was ich noch nicht wusste.

Oder hättet Ihr gedacht, dass es sogar im Kongo Vertreter des Dandytums gibt? Hier hat sich die Subkultur der sog. “Sapeurs” formiert. Diese Dandys tragen trotz geringer finanzieller Mittel auffällige elegante Kleidung – und triumphieren gerade durch diese offen zur Schau gestellte Eleganz über ihre eigentlichen Lebensumstände, die meist durch Armut und soziale Not geprägt sind.

Sapeure

Dandys - Schwules Museum Berlin

Gleichzeitig verweisen Texte aus berühmten “Dandy-Manifesten” wie zum Beispiel jenes von Jules Amédée Barbey d’Aurevilly (“Über das Dandytum”) auf die intellektuelle Komponente des dandyistischen Lebensstils. Mode und das äußere Erscheinungsbild sind wichtige Aspekte – aber ein richtiger Dandy ist auch ein Individualist, ein Querdenker, der im Hier und Jetzt lebt und sein ganzes Leben zur Kunst macht. Strenggenommen dürfte ein Dandy auch gar nicht erwerbstätig sein, denn die (Selbst)Inszenierung und das Führen eines unabhängigen und selbstbestimmten Lebens stehen klar im Vordergrund.

Fazit: Immer wieder toll, sich mit Dandys zu beschäftigen. Ich habe ja schon vor einigen Jahren meine Bachelorarbeit darüber geschrieben – und hab wieder mal gemerkt, warum diese Entscheidung einfach goldrichtig war. Wahnsinnig spannendes und sehr vielschichtiges Thema. Die Ausstellung hat eindeutig wieder mein Dandy-Fieber geweckt. Dandy, Dandy, where you gonna go now..?

Am I Dandy?
Schwules Museum
Lützowstraße 73
10785 Berlin
Noch bis zum 20.11.2016

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