Literatur Rezensionen

Literatur in 300 Wörtern (37): Vladimir Sorokin – Der Schneesturm

Vladimir Sorokin - Der Schneesturm

Inhalt von Vladimir Sorokins “Der Schneesturm” in 3 Sätzen:

Der Landarzt Garin strandet in einem kleinen Dorf irgendwo in Russland. Er muss dringend noch am gleichen Tag in den Ort Dolgoje, wo eine schwere Seuche ausgebrochen ist, die er mithilfe eines wichtigen Impfstoffs eindämmen möchte. Kutscher Kosma verspricht ihm ihn schnellstmöglich dorthin zu bringen, unterwegs geraten die beiden jedoch in einen schweren Schneesturm und erleben das eine oder andere absonderliche Abenteuer…

Lieblingszitat aus “Der Schneesturm”:

“Gegen den Wind zu Felde ziehen! Alle Fährnisse überwinden, allen Wahnwitz und Widersinn. Nichts und niemanden fürchten, unbeirrt seinen Weg gehen, wie das Schicksal es will. Eisern, standhaft, geradeaus. Darin liegt der Sinn unseres Lebens! … So dachte der Doktor. Das Mobil neigte sich jäh nach links, bohrte sich mit dem Bug in den Schnee und blieb stecken. Erschrockenes Schnauben und Wiehern. ‘Mal wieder weggeschmiert.'”

Vladimir Sorokin – Der Schneesturm

Vladimir Sorokins Roman Der Schneesturm beginnt wie ein typische russische Erzählung aus dem 19. Jahrhundert – unverkennbar sind die thematischen und motivischen Verweise auf große Vorbilder wie Tolstoi, Tschechow oder Gogol. Und doch wird schnell klar, dass dieser Roman vielmehr einen Blick in die Zukunft offenbart. Je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr wimmelt es von eigenartigen technischen Neuerungen wie Miniatur-Pferden, lebendem Filz, einem visuellen Radio und pyramidenförmigen Drogen, die heftige Halluzinationen auslösen. Dies sind nur einige wenige von Sorokins kunstvollen Erfindungen, die er in die dystopische Romanhandlung miteinbringt. Je weiter die beiden Protagonisten auf ihrem turbulenten Weg fortschreiten, desto öfter stellt sich ihnen auch die Sinnfrage und ob das, wonach sie streben das Leben wirklich lebenswert macht. Damit – wie für russische Romane typisch – spricht Sorokin in seinem Werk durchaus auch philosophische Fragen an. Anders als bei Dostojewski, Tschechow & Co. nimmt er seinem Roman aber die Schwere, indem er immer wieder absurde Begebenheiten einbringt, die zum Lachen anregen oder für Überraschungsmomente sorgen. Die beiden Protagonisten auf ihrer Irrfahrt durch eine schier endlose und ihnen feindlich gesinnte Schneelandschaft zu begleiten, macht einfach großen Spaß. Und bis zuletzt bleibt es spannend: Werden die beiden jemals die Ortschaft Dolgoje erreichen?

Wen wird Vlamimir Sorokins “Der Schneesturm” begeistern?

Dieses Buch ist für Leser, die die russische Literatur lieben – aber dennoch mal was ganz Anderes lesen wollen. Der moderne Romancier Vladimir Sorokin nimmt zwar thematisch Bezug auf berühmte literarische Vorbilder, schafft dann aber doch etwas ganz eigenes. Sein Roman strotzt nur so vor skurrilen Ideen, was gerade Fans des absurden Humors sehr gefallen wird.

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    2 KOMMENTARE

  • Schurrmurr 14. März 2017 Reply

    Danke für die interessante Besprechung.
    LG schurrmurr

    • Deborah 14. März 2017 Reply

      Immer wieder gerne 🙂

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