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Literatur in 300 Wörtern (49): Sayaka Murata – Die Ladenhüterin / Convenience Store Woman

Sayaka Muratas Roman Die Ladenhüterin/Convenience Store Woman

Inhalt von Sayaka Muratas Roman „Die Ladenhüterin“ in drei Sätzen:

Keiko ist anders als alle anderen. Sie kann sich nicht nur keinen Reim auf das Verhalten Ihrer Mitmenschen machen, ihr fehlt es auch an Empathie, weshalb sie sich schon seit ihrer Kindheit in Gesellschaft lieber unauffällig verhält. Mit ihrem Job in einem Supermarkt hat sie nach ihrem Studium ihre Berufung gefunden. Doch der Druck ihres Umfelds, sich endlich einen vernünftigen Job und einen Ehemann zu suchen, wächst mit jedem weiteren Dienstjahr massiv an – Keiko muss handeln!

Mein Lieblingszitat aus „Die Ladenhüterin“ (aus der englischen Buchausgabe):

“I looked around and saw a man approaching with lots of discounted rice balls in his basket. ‘Irasshaimasé!’ I called in exactly the same tone as before and bowed, then took the basket from him. At that moment, for the first time ever, I felt I’d become a part in the machine of society. I’ve been reborn, I thought. That day, I actually became a normal cog in society.”

Ein Rädchen im Getriebe der Gesellschaft sein – das, was viele Menschen gerade nicht wollen, stellt für Protagonistin Keiko ein erstrebenswertes Ziel dar: Sie, die schon seit der Kindheit nicht recht weiß, wie sie mit ihrer Umwelt umgehen soll und dabei nahezu autistische Züge aufweist. Für Keiko bietet sich durch die Arbeit im Supermarkt endlich die Möglichkeit, sich feste Strukturen und Verhaltensweisen anzueignen. Denn jede Begrüßung, jede noch so kleine Verbeugung wird von den Convenience Store-Angestellten vorab akribisch einstudiert. Umso schlimmer ist es für die 36-jährige Keiko, dass ihre Familie und ihre Bekannte sie dafür bemitleiden, nach 18 Supermarkt-Dienstjahren immer noch keine “richtige” Stelle gefunden und darüber hinaus auch noch nie eine Beziehung zu einem Mann gehabt zu haben. Keiko, die sowieso grundsätzlich nicht weiß, wie “normale Menschen” handeln, hält dem Druck schließlich nicht mehr Stand und beginnt kreative Lösungen zu entwickeln. Ihr Kollege Shiraha, ebenfalls solo und sehr sonderbar, kommt ihr da gerade recht…

Wem wird „Die Ladenhüterin“ von Sayaka Murata gefallen?

“Die Ladenhüterin” ist eine bunte Mischung aus einer skurrilen (Liebes)Geschichte, feiner Gesellschaftskritik und gleichzeitig ein großes Stück moderne japanische Literatur. Der Roman um die komische Außenseiterin, die sich für ihr Leben nichts Besseres vorstellen kann, als in einem Supermarkt Regale zu sortieren, entfaltet gerade wegen seiner exzentrischen (und leicht psychotischen) Protagonistin eine große Sogwirkung. Wie wird Keiko ihr “Problem” lösen: dass sie nämlich so gar nicht den Erwartungen ihrer Mitmenschen entspricht? Wird sie sich schlussendlich – wie von der Gesellschaft gewünscht – anpassen und das Leben führen, das andere ihr vorgeben? Das werde ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten – aber der Roman hält hier auf jeden Fall einige witzige Wendungen bereit…

Ihr seid Fans der japanischen Literatur? Dann gefallen Euch vielleicht auch diese Buchtipps. Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!

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