Film

Scharfgestellt – Die Farbfilmblog-Kolumne (1)

Sternlos glücklich? – über den Sinn und Unsinn von Punktesystemen zur Bewertung von Filmen

Die deutsche Rezensionsseite film.de verteilt nur fünf, die OpenCritics-Gemeinde immerhin sechs und die weltbekannte IMDB (International Movie DataBase) sogar zehn – die Rede ist von Sternen, die als Bewertungssystem für Filme im Internet schon seit längerem Hochkonjunktur feiern. Kaum eine filmkritische Webseite kommt noch ohne die funkelnden Gütesiegel aus. Dabei ist ihre Aussagekraft begrenzt, kann verwirren und – bei niedriger Bewertung – sogar von dem Genuss eines Films abhalten.

Die Vergabe von Sternen (oder Punkten) macht nur aus Sicht der Extrempositionen Sinn: Ein unumstößliches Meisterwerk hat selbstverständlich zehn Sterne verdient. Schwierig dagegen die Vergabe von null Sternen. Handelt es sich nur um einen extrem schlechten Film, der mit einem schlecht erzählten Plot, miesen Darstellern und einer unzusammenhängenden Kameraführung alle Zuschauer vergrault? Oder ist diese Bewertung eigentlich nur für die Machwerke zulässig, die so stark gegen die gängigen Konventionen des Mediums „Film” verstoßen, dass man ihnen die Zugehörigkeit hierzu glatt absprechen würde? Ein Nicht-Film sozusagen?

Auch die Abstufungen dazwischen sind keineswegs klarer definiert: Ist ein Film mit fünf von zehn Sternen noch sehenswert oder schon an der Grenze zum Schund? Was trennt einen Film mit sieben Sternen von einem Fast-Meisterwerk mit acht Sternen? Und kann es eigentlich jemals einen Zehn-Sterne-Film geben? – Fragen, die das ganze System der Filmbewertung in Form von Skalen (sei es mit Punkten, Prozentwerten etc.) in Frage stellt. So sind die eingesetzten Bewertungen, etwa der oben genannten Seiten, ja auch keineswegs kompatibel zueinander. Sechs OpenCritics-Sterne sind eben nicht gleich zehn IMDB-Punkte!

Warum sich die Sterne dennoch so großer Beliebtheit erfreuen ist einfach: Häufig sucht der Zuschauer nach einer schnellen Einordnung eines Films, er will ohne großen Aufwand erfahren, ob dieser sehenswert ist oder nicht. Jeder hat dabei ein eigenes Schwellensystem im Kopf. Zum Beispiel: Ab acht Sterne gehe ich ins Kino, ab sieben Sterne hole ich mir lieber später die DVD in der Videothek. Immer vorausgesetzt natürlich, dass einen die Thematik interessiert: Ein Naturfilm kann die Höchstpunktzahl haben, wenn man beim Anblick von dösenden Löwen in afrikanischer Sonne das große Gähnen kriegt, nützt die beste Sternchenbewertung nichts.

Aber jetzt: Viel Spaß beim Film!

Euer Lukas
Redaktion Farbfilmblog

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