Dunkle Dreadlocks, strahlendes Lächeln und locker-leichte Gutelaune-Songs (Jamming, Stir it up, One Love): Dies sind wohl die häufigsten Assoziationen, die man bei dem berühmten Reggae-Musiker Bob Marley hat. Mit seinem neuesten Dokumentarfilm „Marley“ blickt Regisseur Kevin MacDonald (State of Play, The Last King of Scotland) hinter die Fassade der großen Musiklegende. Er zeigt, dass Bob Marley viel mehr war als ein bloßer Feel-Good-Sänger!
In seiner Dokumentation kommen ehemalige Weggefährten und Bandmitglieder zu Wort, ebenso wie Familienmitglieder und die zahlreichen Frauen und Kinder von Bob Marley. Ihre Aussagen schaffen es, einem erstmals einen vielschichtigen und intimen Blick auf die Persönlichkeit des weltberühmten Reggae-Musikers zu vermitteln. Bob Marley – das war eben nicht nur ein stets gut gelaunter Jamaikaner mit Joint im Mundwinkel, der mit leichten Sommermelodien die Massen zu bewegen wusste. Er lebte nach den Prinzipien und Lebensgrundsätzen der sogenannten Rastafaris, einer Glaubensrichtung, die die Bibel grundlegend anders auslegt und sich der Natur sehr stark verbunden fühlt. Zudem bemühte sich Bob Marley stets mit seinen Texten Missstände anzuprangern und nicht zuletzt dadurch politisch etwas zu bewegen. In den Entwicklungsländern Afrikas und auch in seiner von Bürgerkriegen gebeutelten Heimat Jamaika zog er die Menschen mit seinem Charisma an, gab ihnen mit seiner Musik Hoffnung und wird immer noch als Symbolfigur des Widerstands verehrt. Bis heute erklingen seine Songs in erster Linie dort, wo sich politischer Protest regt. Auch dies zeigt die Dokumentation sehr eindrücklich.
Gleichzeitig war er auch ein Mensch, der schon früh Ablehnung (beispielsweise durch seinen Vater) erfuhr und lernen musste sich im Ghetto Trench Town durchzuschlagen. Musik war sein Mittel, Probleme zu verarbeiten und der hoffnungslosen Alltagswelt zu entfliehen. Schon mit 16 entschloss er sich dazu, Musiker zu werden und machte seine ersten Schritte im harten Musikbusiness. Anfangs konnte er von seiner Kunst nicht leben, der Erfolg kam erst gemeinsam mit der von Freunden gegründeten Band The Wailers. Auch wenn Bob Marley stets zielstrebig seine Musikkarriere verfolgte, war er ein Mensch, dem Finanzielles nicht viel bedeutete. An einer Stelle des Films wird er gefragt, ob er reich sei und entgegnet: „Possesions making rich? I don’t have this type of richness. My richness is life.” Eine Aussage, die man ihm angesichts des von ihm verkörperten Rastafari-Lebensstils sofort Glauben schenken mag.
Neben diesem spannenden und mitreißenden Blick in das Leben von Bob Marley begeistert der Film zudem natürlich vor allem durch die eingeflochtene Musik, Aufnahmen von Konzerten, die einem eindrücklich das Reggae-Lebensgefühl vermitteln. Selbst wer vorher dachte, mit Bob Marleys Musik nicht viel anfangen zu können, wird hier eines Besseren belehrt. Der Energie, die von seinen Songs ausgeht, kann man sich nämlich wirklich nur schwer entziehen.
Nach (sehr kurzweiligen) 144 Minuten entlässt einen der Film schließlich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Zum einen bedrückt einen das Ende dieses faszinierenden Künstlers, dem der Körper einen Strich durch die Rechnung machte – Bob Marley verstarb bereits mit 36 Jahren. Diagnose: Krebs. Zum anderen beeindruckt dieser enorme Lebenswille, diese Lebensphilosophie, die sich auf das Wohl anderer richtet und eigene Bedürfnisse zurück stellt, diese enorme Energie eines Menschen, der mit seiner Musik die Welt verändern wollte. Somit verlässt man das Kino doch einigermaßen beschwingt, mit dem einen oder anderen Marley-Song im Ohr – und mit einer einfachen, aber wichtigen Botschaft: Das Leben ist schön. Genießen wir es, solange wir können! Und bloß nicht immer über jede Kleinigkeit aufregen. Oder um es mit einer Liedzeile Bob Marleys zu sagen: „Don’t worry about a thing! ‘Cause every little thing gonna be all right!”
4 KOMMENTARE
[…] Dunkle Dreadlocks, strahlendes Lächeln und locker-leichte Gutelaune-Songs: Dies sind wohl die häufigsten Assoziationen, die man bei dem berühmten Reggae-Musiker Bob Marley hat. Mit seinem neuesten Dokumentarfilm “Marley” gelingt Regisseur Kevin MacDonald ein bewegendes und vielschichtiges Porträt einer großen Musiklegende. Hier geht’s zu meiner Rezension. […]
Was bin ich so gespannt auf den Film. Wird sicherlich ein echtes Meisterwerk werden
“Redemption song” – dieses Lied spricht vom Leben und Ansichten Bob Marleys mehr als als jedes andere. Auf der einen Seite ein geistesreicher Outsider – auf der anderen, neben Bob Dylan, James Dean oder Marilyn Monroe, einer der Hauptfiguren der Popkultur.
Der Film wird sicherlich sehr interessant.
Bob Marley bündelte ein ganzes Genre, eine ganze Bewegung und ein Lebensgefühl so sehr in seiner eigenen Person. Der Film sollte großartig sein.