Literatur Rezensionen

Truman Capote, auf Reisen

Truman Capote, Autor berühmter Werke wie „Frühstück bei Tiffany“ und „Kaltblütig“, war nicht nur Verfasser beeindruckender Romane, sondern schrieb immer wieder auch journalistische Artikel. Einiger seiner lebendigen Reisereportagen aus den 1950er Jahren sind in dem kleinen, aber feinen himmelblauen Büchlein des Kein & Aber-Verlags versammelt. Capote lässt in seinen anschaulichen und literarisch ausgeklügelten Schilderungen bei einem schnell das Gefühl entstehen, live dabei gewesen zu sein, ob auf seinen Streifzügen durch die dämmrigen Straßen New Yorks oder seinen Spaziergängen durch das abgeranzte New Orleans, das trotz seiner Armut und Einfachheit seinen ganz einzigartigen Charme entfaltet.

Oft sind es vor allem die Menschen, die kleinen Begegnungen, die ganz alltäglichen kleinen Begebenheiten, die Capote an einem Ort faszinieren und die er mit seiner ganz besonderen Beobachtungsgabe einzufangen weiß. Seine Reisen führen ihn auch nach Afrika und Europa: beispielsweise in die marokkanische Hafenstadt Tanger, wo nicht nur die exklusive Gesellschaft ihren Platz gefunden hat, sondern auch immer wieder die eine oder andere Künstlerpersönlichkeit gestrandet ist: „Ehe Sie herkommen, empfehlen sich drei Dinge: Lassen Sie sich gegen Typhus impfen, heben Sie Ihre gesamten Ersparnisse ab und sagen Sie ihren Freunden Lebewohl, denn es ist gut möglich, dass Sie sie nie wiedersehen,“ resümiert Capote lapidar und verweist damit auf den außergewöhnlichen Zauber einer Stadt, dem er ohne Frage wohl auch bei einer seiner vielen Reisen erlegen ist.

Capote im Süden, 1950

Capote im Süden, 1950

Weiter geht die Reise nach Spanien, wo Capote eine eigenartige und nahezu absurde Zugfahrt durch die flirrende Hitze Andalusiens erlebt. Auch in Sizilien und Ischia legt er an. Orte, an denen er nicht nur die faszinierende Natur Süditaliens kennenlernt, sondern auch die Menschen, die dort leben und arbeiten. Capote schildert sie mit seinem ganz speziellen gutmütigen Humor, mit viel Gespür für die Details und die Stimmung der erlebten Situation. Der Leser folgt ihm bis nach Venedig, wo diese spannende Lektüre und Reise leider zu ihrem Ende findet. Capote träumt bereits von den herrlichen Shrimps, die er dort zu sich nehmen wird: „Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen, denn was könnte schöner sein, als aus der Nacht in das warme Stimmengewirr von Harry’s Bar zu treten und diese köstlichen kleinen Krabbensandwiches mit ein, zwei oder mehr Martinis hinunterzuspülen.“ Sehr bedauerlich, dass uns Capote diese Episode vorenthält, aber man kann sich’s denken…auch in Venedig und vielen weiteren bereisten Destinationen geht das mondäne Schriftstellerleben weiter.

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