Zum Tag des offenen Denkmals lockten heute zahlreiche Institutionen in Berlin zu kostenlosen Führungen, so auch das Kino International in Berlin-Mitte. Das einstige Premierenkino der DDR, angesiedelt an der breiten Karl-Marx-Allee, feierte bereits im vergangenen Jahr sein 50. Jubiläum und wird mittlerweile von der Yorck-Gruppe betrieben, zu der insgesamt 14 Filmkunstkinos verteilt über das ganze Stadtgebiet gehören.
Auch wenn die Yorck-Kinos schon länger zu meinen Lieblingskinos zählen (faire Preise, schön gestaltete Säle, gutes Programm mit vielen Independent-Produktionen), in das Kino International hatte ich mich bisher noch nicht verirrt. Als Charlottenburgerin bedeutet dies eben doch, eine kleine Berlin-Reise an das andere Ende der Stadt auf sich zu nehmen. Gelohnt hat sich die Fahrt aber auf jeden Fall. Das Kino International ist denkmalgeschützt und präsentiert somit immer noch den Glanz vergangener Zeiten, als Walter Ulbricht, Erich Honecker und andere hochrangige Politiker der DDR noch durch das großzüge Foyer flanierten oder den Filmpremieren jeweils in der berühmt-berüchtigten Reihe Nr. 8 (die Reihe mit der besten Sicht auf die Leinwand) beiwohnten. Knut Steenwerth, Gründer der Yorck Kinogruppe, führte fachmännisch und mit viel Sinn für Humor durch die Räumlichkeiten, u.a konnte auch der versteckte Bunker im Keller des Gebäudes (mit Plumpsklo und Waschbecken) oder der Repräsentationsraum (rote Samtsofas, DJ-Pult und Klimaanlage) für DDR-Prominenz besichtigt werden. Luxus und Repräsentation, das waren zwei wichtige Aspekte beim Erbau des Kinos – soviel wird schnell klar, spätestens als vom “Privat-Fahrstuhl”, der den Parteigenossen höchsten Komfort bot und sie so weit es ging vom gemeinen Volk fernhielt, die Rede ist. Nach gut 2 Stunden war die spannende und aufschlussreise Zeitreise in der eigenen vertrauten, manchmal aber doch sehr fremden Stadt dann vorbei, aber ich werde bestimmt wieder kommen. Das nächste Mal dann wieder als ganz normaler Kinobesucher, der sich nur einen Film anschaut und die einmalige nostalgische Atmosphäre dieses Filmpalasts des Ostens auf sich wirken lässt.