Am letzten Sonntag war es mal wieder soweit: ich stattete dem C/O Berlin, meiner derzeitigen Lieblingsgalerie für moderne Fotografie, einen Besuch ab. Noch bis zum 1. November läuft dort die Ausstellung “Augen auf! 100 Jahre Leica-Fotografie“, die mich sofort verzaubert hat.
Als Anfang des letzten Jahrhunderts die Firma Leica eine Kleinbildkamera auf den Markt brachte, veränderte dieser neuartige handliche Apparat grundlegend die Art und Weise, wie Fotografen ihre Umgebung dokumentierten. Vorher waren schwere Kameras an der Tagesordnung, die nur statisch bedient werden konnten und meist auch nur ein Foto pro Platte herstellen konnten. Mit der Leica-Kamera war es plötzlich möglich, spontaner und schneller zu arbeiten. Nicht nur das praktischere Format, auch die leise Mechnik und die kurzen Verschlusszeiten inspirierten Henri Cartier-Bresson, Robert Capa, Alexander Rodtschenko & Co. zu einer dynamischeren Fotografie, die das aufregende Leben der Großstadt ebenso dokumentierte wie politische Ereignisse und Kriegsschauplätze auf der ganzen Welt.
Die Ausstellung gibt Einblicke in das umfangreiche fotografische Werk, das in 100 Jahren Leica-Fotografie entstanden ist. Berühmte Fotos wie der Pfützenspringer von Cartier-Bresson oder das küssende Paar am Time Square von Alfred Eisenstaedt sind ebenso vertreten wie Werke aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und anderen Epochen des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs. Ob klassische Fotoreportage, moderne Avantgardefotografie oder stilvolle Mode- und Werbefotografie: thematisch deckt die Ausstellung ein großes Spektrum ab und eröffnet dem Besucher eine breitgefächerte Übersicht über bedeutende Meilensteine der Fotografiegeschichte.
Im Obergeschoss werden in Landsleute 1977-1987 – Two Germanys schließlich noch Werke des Fotografen Rudi Meisel präsentiert. Dieser dokumentierte das geteilte Deutschland in all seinen Facetten. Ob graue Tristesse im Ruhrgebiet oder skurrile Motive aus dem Sozialismus – Meisel zeichnet ein komplexes Bild einer längst vergangenen Zeit und beweist ein gutes Gespür dafür, das Besondere im Alltäglichen aufzuspüren.
Die Ausstellungen laufen übrigens beide nur noch bis zum 1. November. Mein Appell an Euch: auf auf – unbedingt noch hingehen! Ansonsten steht die Anton Corbijn-Retrospektive in den Startlöchern – ab dem 7.11. könnt Ihr im C/O die beeindruckenden Porträts des bekannten Fotografen und Arthouse-Regisseurs bestaunen. Diese Ausstellung steht auch schon auf meiner Liste!
C/O Berlin Foundation . Amerika Haus
Hardenbergstraße 22-24
10623 Berlin
Täglich 11-20 Uhr