Geboren im falschen Körper: Der junge dänische Maler Einar Wegener führt mit seiner Frau Gerda in den 1920er Jahren ein scheinbar perfektes Künstler- und Eheleben bis er eines Tages die weibliche Seite seiner Persönlichkeit entdeckt und sich für einen Künstlerball als Frau verkleidet. Aus dem zunächst harmlosen Rollenspiel wird bald bitterer Ernst, als sich Einar zunehmend in seiner eigenen Haut nicht mehr wohlfühlt und einen folgenschweren Entschluss fasst: er möchte sich einer Operation unterziehen, um endgültig seine alte Identität abzustreifen und zur Frau zu werden.
“The Danish Girl” erzählt die Geschichte der ersten Transsexuellen Lili Elbe und versetzt sich wirkungsvoll und einfühlsam in die Hauptfigur, die zunehmend den Halt verliert und sich plötzlich selbst nicht mehr sicher ist, wer sie ist. Der Film zeigt, wie auch die Ehe zwischen einem glücklich verheiraten Paar auf eine harte Probe gestellt wird – und berührt vor allem durch die bedingungslose Liebe Gerdas zu ihrem Mann. Einars Unsicherheit der eigenen Identität und sexuellen Orientierung gegenüber lässt sich zunächst nur durch zarte Andeutungen erfassen. Der Film schafft es sich auf sehr respektvolle Weise an dieses sensible und sehr persönliche Thema heranzutasten – und nimmt erfolgreich die Hürde das Thema der Transsexualität zu plakativ und oberflächlich abzuhandeln. Stattdessen fühlt man als Zuschauer mit allen Hauptfiguren mit, leidet mit ihnen und hofft, dass sich alles zum Guten wendet.
Hauptdarsteller Eddie Redmayne ist definitiv eine gute Wahl: schon rein äußerlich wirkt er durch seine zarten, jungenhaften Gesichtszüge auf eine bestimmte Art feminin und kann den Wunsch seiner Figur glaubhaft machen. In einigen Szenen, in denen er sich in die bildhübsche Lili verwandelt, fühlt man sich selbst immer wieder ertappt, dass hinter der Maske ja gerade ein männlicher Schauspieler agiert. Auch Alicia Vikander, die seine ausgesprochen loyale Ehefrau spielt, schafft es, ihrer Figur viel Tiefe zu verleihen und aufzuzeigen, wie sehr sie zwischen ihrer tiefen Liebe zu ihrem Mann und ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen hin und her gerissen ist. Denn ihren Ehemann wird sie mit einer geschlechtsangleichenden Operation definitiv verlieren – wenn er auch im Innersten immer die gleiche Person bleiben wird.
“The Danish Girl” lässt einen nicht unberührt, überzeugt durch seine einfühlsame Erzählweise und ist auch aufgrund der sorgfältigen Ausgestaltung der Kostüme und des Settings (Fans der Roaring Twenties haben hier sicher ihre Freude) definitiv ein guter Start ins Kinojahr 2016. Und Eddie Redmayne? Könnte meinetwegen bei den Oscars gleich zwei Preise bekommen: den für den besten Hauptdarsteller – und den für die beste Hauptdarstellerin!
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