Der größte Frauenverführer aller Zeiten treibt wieder sein Unwesen – und zwar in der Komischen Oper Berlin. In Herbert Fritschs Inszenierung wird Don Giovanni zum rebellischen Lebemann, bei dem allerdings auch nicht alles mehr so glatt läuft wie früher. Mit schelmischen Grinsen, geschminkt als Clown versucht er das ganze Stück über seine ehemalige Geliebte Donna Elvira zu besänftigen und gleichzeitig neue Verehrerinnen wie die naive Dorfschönheit Zerlina oder die elegante Dame Donna Anna für sich zu gewinnen. Doch er hat die Rechnung ohne seine Widersacher gemacht. Don Ottavio, der Verlobte von Donna Anna, möchte den Mörder ihres Vaters finden und findet schließlich heraus, dass es sich hierbei um Don Giovanni handelt. Der ermordete Vater selbst tritt am Ende des Stücks als “steinerner Gast” in Erscheinung und hat natürlich mit dem Frauenverführer ebenso noch eine Rechnung offen…
Don Giovanni in der Komischen Oper: Lachen erwünscht!
Die Komische Oper Berlin macht ihrem Namen bei dieser erfrischend modernen Inszenierung des über 400 Jahren alten Bühnenstoffs alle Ehre: Es darf gelacht werden. Aber wie! Das Opernstück fällt vor allem durch reichlich Situationskomik und originelle Darstellungseinfälle sehr positiv auf. Diese Oper ist wirklich so ganz anders als man es sonst gewohnt ist. Statt getragen, konservativ und bitterernst kommt diese Inszenierung leichtfüßig, jung und frisch daher. Dieser Eindruck entsteht vor allem durch das großartige Bühnenbild mit zarten Vorhängen aus Spitze, die immer wieder auf unterschiedlichste Weise drapiert werden und dem Zuschauer reichlich Abwechslung bieten. Und dann die Kostüme: poppig, bonbonfarben und überhaupt perfekt aufeinander abgestimmt. Die reinste Farbexplosion für die Augen!
Back to the roots: Rückbesinnung auf Mozart
Fritsch greift in seiner Inzenierung auf Elemente zurück, die Mozart bereits in seiner Erstfassung bewusst eingearbeitet hatte. So beruft er sich auf die Traditionen der Opera buffa (Komische Oper) und der italienischen Commedia dell’arte, die sich in seinem Stück vor allem durch die offen zur Schau gestellte Heiterkeit, Derbheit und Volkstümlichkeit äußern. Während der langen Rezeptionsgeschichte wurde “Don Giovanni” meist als düstere Oper mit moralischer Botschaft verstanden. Mozarts und Da Pontes Oper “Don Giovanni” ist im Ursprung jedoch eben kein ernstes Melodram, keine pathosgeladene Oper, sondern ein heiteres Musiktheater mit dunkel-existentiellem Unterton. Fritschs junge farbenfrohe Inszenierung ist ein gelungener Versuch, der Oper “Don Giovanni” wieder ihre Leichtigkeit zurückzugeben. Eindrucksvoll beweist sie, dass die Oper keine angestaubte Kunstform ist, sondern durchaus auch lebendig und innovativ sein kann. Das dreistündige Stück “Don Giovanni” ist ein Hochgenuss für Augen und Ohren – erfrischend anders und gerade für Opernmuffel mehr als empfehlenswert.