Amazon, das ist ja schon länger kein Geheimnis, ist nicht gerade dafür bekannt, den Buchhandel zu fördern, sondern steht seit vielen Jahren unter dem Verdacht, maßgeblich am Rückgang lokaler Buchhandlungen verantwortlich zu sein. Mir selbst ist der Konzern spätestens seit einer aufrüttelnden ARD-Reportage über die schlechten Arbeitsbedingungen der Angestellten nicht mehr so grün. Aber ich muss zugeben: Ja, auch bestelle viele Dinge über den weltweit größten Versandhändler. Oft es ist eben doch praktischer, mit einem Klick vor allem große Waren wie eine Waschmaschine, einen Mixer oder einen Staubsauger zu kaufen – ganz ohne Stress, nach Feierabend noch durch die Geschäfte eilen zu müssen. Bücher bestelle ich dort aber tatsächlich seit einer ganzen Weile nicht mehr. Dies liegt oft daran, dass ich es einfach zu sehr liebe, zu stöbern und am Ende mit Büchern in der Tasche nach Hause zu gehen, die ich vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Der Trend geht in jüngster Zeit dazu, sich mehr Gedanken über den eigenen Konsum Gedanken zu machen. Warum sollte das Interesse an Nachhaltigkeit also vor dem Thema Bücher kaufen Halt machen? Nachhaltig & fair Bücher kaufen – so geht’s. Hier findet Ihr meine 5 Tipps:
1. Der gute alte Buchladen
Alle, die nicht gerne das Haus verlassen, sollten an dieser Stelle zum letzten Punkt dieser Liste springen. Alle anderen wissen es sicher sowieso schon längst: Am schönsten ist es immer noch in eine richtige Buchhandlung zu gehen. Allein schon der Duft nach gedruckten Büchern sollte doch das Herz eines jeden Literaturliebhabers höher schlagen lassen. Am besten sind dabei natürlich nicht die großen Ketten wie Hugendubel, Thalia & Co., sondern die inhabergeführten Geschäfte, in denen es noch persönliche Tipps vom Buchhändler gibt und vielleicht ein nettes Gespräch gleich noch gratis dazu.
Aber ja, ich nehme mich da nicht aus! Oft ist der Laden dann abends nach Feierabend schon zu oder es gibt am Samstag was anderes Wichtiges zu erledigen… Wer es dann aber doch noch schafft, nach Feierabend in ein solches Geschäft hineinzuhüpfen, wird belohnt: Ein großer Vorteil ist nämlich, dass Euch fast jeder Buchhändler ein Buch von einem Tag auf den anderen Tag bestellen kann. Schneller als Amazon es je könnte (außer Ihr habt vielleicht eine Amazon Prime-Mitgliedschaft). Ich selbst habe das erst kürzlich bei einem Kurztrip nach Göttingen erlebt. Mein Lesestoff war aufgebraucht, oje! Schnurstracks musste was Neues her. Das Capote-Buch, das ich schon immer mal lesen wollte, war zwar in der besagten Buchhandlung nicht vorrätig, bereits am nächsten Tag hielt ich dann in den Händen. Der Urlaub war gerettet! Also, ruhig mal den inneren Schweinehund überwinden, runter vom Sofa und sich zum nächsten Buchladen begeben. Es lohnt sich!
2. Bücher zum halben Preis: Mängelexemplare kaufen
Für Sparsame, die für ihr Geld möglichst viele Bücher bekommen möchten, ist das vielleicht der richtige Tipp. Ich bin schon seit vielen Jahren eine begnadete Käuferin von Mängelexemplaren. Zum einen finde ich es irgendwie beruhigend, dass ich Bücher vor dem Schredder gerettet habe (ein düsteres Kapitel eines jedes Verlags). Zum anderen verfügen die Bücher – anders als der Name Mängelexemplar suggeriert – meist über keinerlei gravierende Mängel und werden zum halben Preis angeboten. Perfekt für Sparfüchse wie mich! Oft findet Ihr lediglich an der Buchfalz einen Stempel, der sich jedoch leicht wegradieren lässt bzw. ja auch nicht wirklich beim Lesen stört. In Berlin scheint dieses Buchladen-Konzept bereits viel Erfolg zu haben. Die Kette Langer Blomqvist hat mittlerweile schon die dritte Filiale eröffnet. Meine Heimatfiliale liegt an der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg. Dort verbringe ich mitunter bis zu einer Stunde, um nach Lust und Laune in den zahlreichen Kartons zu stöbern. Manchmal – ich gebe es ja zu – lauere ich auch auf Bücher, die ich im regulären Handel zum Normalpreis gesehen habe. Oft hatte ich schon Glück und wenige Monate später konnte ich genau diese Titel für den halben Preis beim Langen Blomqvist abstauben.
3. Bücher kaufen: Direkt beim Verlag
Eine Alternative, die vielen Buchliebhabern oft nicht bekannt ist: Viele Bücher lassen sich direkt beim Verlag bestellen. Der Verlag sieht das sogar sehr gerne, denn auf diese Weise kommt der Verkaufserlös wirklich dort an, wo die Bücher mit viel Herzblut lektoriert, gelayoutet, veröffentlicht und beworben werden. Auf den Großhändler Amazon wird zwar oft dennoch verwiesen, aber das allein aus dem Grund, weil es eben immer noch für viele Kunden die bekannteste Möglichkeit ist. Und besser ein Kunde kauft das Buch bei Amazon, als dass er es gar nicht kauft, oder? Ein großes Problem ist jedoch, dass Amazon einen großen Teil der Einnahmen, die über das Portal getätigt werden, einbehält bzw. Verlage häufig teuer dafür bezahlen müssen, an prominenter Stelle im Shop zu erscheinen. Gerade für kleinere Verlage wird dieses Geschäftsmodell von Amazon immer mehr zu einem finanziellen Problem. Ihr tut ihnen einen großen Gefallen, wenn Ihr Bücher direkt im Verlag bestellt oder aber über den regulären Buchhandel. Shops von Independent-Verlagen wie Wagenbach, Poetenladen oder Kein & Aber sind nur einige Beispiele für schön gestaltete Verlagsshops, bei denen das Stöbern lohnt.
4. Bücher gebraucht kaufen: Booklooker, Flohmarkt, Antiquariat & Co.
Jeder begeisterter Leser war sicher auch schon mal an diesem Punkt: Es stehen einfach zu viele Bücher im Regal, die wohl auch in nächster Zeit nicht (nochmal) gelesen werden. Ab auf den Flohmarkt oder ins Antiquariat damit! Umgekehrt sind diese Orte ideal für alle, die sich auf die Suche nach neuen Buchschätzen begeben wollen. Gebrauchte Bücher sind um einiges günstiger und gerade bei Klassikern ist es oft egal, ob man nun die neueste Ausgabe für 9,99 € oder für einen kleinen Bruchteil dieses Preise eine ältere kauft. Außer vielleicht bei übersetzten Titel wie den großen russischen Romanen. Hier macht die Übersetzung durchaus einen bedeutenden Unterschied. Online haben sich längst Shops wie Booklooker und Medimops etabliert – hier bieten Antiquare und Privatleute ihre gebrauchten Bücher an. In Großstädten wie Berlin gibt es oft Projekte wie den Büchertisch oder Oxfam, die nicht nur Buchspenden annehmen, sondern diese auch in ihrem Laden anbieten und den Erlös für gute Zwecke spenden.
Eine besonders nachhaltige Alternative ist wohl immer noch diese: Gar nicht erst etwas zu kaufen, was später dann doch nicht oder nur einmal gelesen wird. Ich leihe mir persönlich gerne von anderen Familienmitgliedern Bücher aus und gebe sie dann nach dem Lesen wieder zurück. Denn mal ehrlich: Viele Bücher lese ich doch nur einmal – und selbst, wenn ich doch die Lust verspüren sollte, sie nochmal zu lesen: Ich weiß ja, wo sie stehen 😉 Früher war ich auch regelmäßig in der Bibliothek, was ich jedoch derzeit leider aus Zeitgründen nicht mehr so oft schaffe. Die einfache Devise: mehr leihen – weniger Bücher kaufen.
5. Buch7 – Der soziale Onlineshop für Bücher
Bücher kaufen und dabei etwas für einen guten Zweck tun: Der nachhaltige Onlineshop Buch7 hat ein solches soziales Konzept entwickelt. Mit 75% der Einnahmen werden bei jedem Kauf soziale, kulturelle und ökologische Projekte gefördert. Beim ersten Stöbern hab ich bereits gesehen, dass das Angebot wirklich recht groß ist (laut Homepage rund 500.000 Titel, u.a. auch CDs, DVDs, Blu-rays und vieles mehr). Lieferungen innerhalb Deutschlands erfolgen kostenfrei. Alles in allem: Ein gutes Konzept, dass ich bei Gelegenheit auch mal ausprobieren muss – es sei denn, ich entscheide mich doch für die bereits oben erwähnten Alternativen. 😉
Nun seid Ihr dran: Wo kauft Ihr am liebsten Eure Bücher? Habt Ihr noch weitere Tipps für nachhaltige und faire Amazon-Alternativen, die ich noch nicht genannt habe? Ich bin sehr gespannt auf Eure Anmerkungen und Anregungen!
10 KOMMENTARE
Landwärts wohnend und nur selten in die Stadt zu meiner Stammbuchhandlung kommend, habe ich mit Buch 7 die besten Erfahrungen gemacht!
Danke für deinen Kommentar. Ich hab diesen Tipp selbst erst vor ein paar Tagen bekommen. Muss ich bald mal ausprobieren 🙂
Danke für die Tips…so viele Quellen um an die begehrte Lektüre zu kommen….es gibt sogar alte Telefonzellen, in denen man fündig werden kann.
LG schurrmurr
Ohja, stimmt. Die Buch-Telefonzellen hatte ich noch vergessen.
LG
Auch eine ganz tolle Sache, wenn man Kinderbücher kennenlernen und kaufen möchte: Bücher-Partys für zu Hause! http://www.buecherparty.net 🙂
Das kannte ich noch nicht. Klingt ja sehr ähnlich wie das Konzept der Tupper-Party 😉
Bei uns gibt es neben der der Buchhandlung, der Bücherfreunde, die mit einem Teil des erlös die Stadtbibliothek unterstützen. Bei ca. 60.000 gebrauchten Bücher lässt sich oft etwas finden, was die Buchhandlungen nicht mehr haben.
Auch eine klasse Idee. So findet man immer mal wieder kleine Schätze, oder? 🙂
Wenn es um gebrauchte Fachbücher geht ist auch Studibuch.de eine gute Adresse. Dort kann man gebrauchte Fachliteratur zu fairen Preisen kaufen und verkaufen und verschickt wird das alles noch mit DHL Go Green. 🙂
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