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Literatur in 300 Wörtern (44): Vicki Baum – Menschen im Hotel

Vicky Baum: Menschen im Hotel

Inhalt in 3 Sätzen: Das mondäne Grand Hotel in Berlin, inmitten der turbulenten 1920er Jahre. Vor dieser luxuriösen Kulisse treffen im Roman Menschen im Hotel die unterschiedlichsten Figuren aufeinander, die mehr zu verbinden scheint als zunächst gedacht. Ob eine alternde Primaballerina, die sich nach ihren großen Erfolgen zurücksehnt, ein zwielichtiger Lebemann, der sich unverhofft verliebt oder ein sterbenskranker Buchhalter, der sich erst nach und nach Zugang zur vornehmen Gesellschaft verschafft: Sie alle teilen das Schicksal, das Grand Hotel am Ende als andere Menschen zu verlassen als die sie es betreten haben.

Lieblingszitat: “Was im großen Hotel erlebt wird, das sind keine runden, vollen, abgeschlossenen Schicksale. Es sind nur Bruchstücke, Fetzen, Teile; hinter den Türen wohnen Menschen. gleichgültige oder merkwürdige, Menschen im Aufstieg, Menschen im Niedergang; Glückseligkeiten und Katastrophen wohnen Wand an Wand. Die Drehtür dreht sich, und was zwischen Ankunft und Abreise erlebt wird, das ist nichts Ganzes. Vielleicht gibt es überhaupt keine ganzen Schicksale auf der Welt, nur das Ungefähre, Anfänge, die nicht fortgeführt werden, Schlußpunkte, denen nichts voranging. Vieles sieht aus wie Zufall und ist doch Gesetz.”

Vicki Baum – Menschen im Hotel

Vicki Baum, die mit ihrem Roman Menschen im Hotel weltberühmt wurde und später in Hollywood mit ihren Filmen große Erfolge feierte, schildert hier mit sehr präzisem Blick die vielen grundverschiedenen Menschen, die im Mikrokosmos Hotel zusammentreffen und beschreibt, auf welche Weise sich ihre Wege durch Zufall oder geplant immer wieder kreuzen. Jede Figur hat eine Geschichte, eine unerfüllte Sehnsucht, eine Motivation, die sie vorantreibt. Vicki Baum beleuchtet immer wieder auf sehr feinfühlige Weise ihre Ängste, Hoffnungen und Leidenschaften und schaltet dabei – wie in einem Film – zwischen den einzelnen Handlungssträngen hin- und her. Viele Charakterzüge und Handlungen der Figuren ergeben erst durch diese Art der Montage Sinn, machen es dem Leser leichter zu verstehen, warum die Personen so handeln wie sie es tun oder warum sie sich im Laufe ihres Lebens charakterlich so entwickelt haben wie wir sie vorfinden.

Dieses Buch ist für Leser, die sich für die roaring twenties begeistern und nichts dagegen hätten, auf der Stelle mit einer Zeitmaschine in diese spannende Epoche zu reisen. Vicki Baums Roman Menschen im Hotel ist unterhaltsam und vielschichtig, hat aber gleichzeitig auch genug Tiefgang, um einen Blick hinter die glitzernde Fassade der oft glorifizierten “Goldenen Zwanziger Jahre” zu werfen. Ein lesenswerter Berlin-Roman, in dem die pulsierende Metropole ausnahmsweise mal nur Kulisse ist.

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