Ab in die 1920er Jahre! Die Berlinische Galerie widmet sich gerade in einer umfassenden Retrospektive der Malerin und Zeichnerin Jeanne Mammen, die in der heutigen Zeit vor allem für ihre Illustrationen aus den “roaring twenties” bekannt ist. Ob Showgirls, Filmdiven oder Porträts mit sozialkritischem Touch aus der Zeit der späten Weimarer Republik: Mammen fängt ihre aufregende Zeit in Berlin auf authentische und feinfühlige Weise ein. Sie selbst hat sich Zeit ihres Lebens immer als Beobachterin charakterisiert: “Eigentlich habe ich mir immer gewünscht: nur ein paar Augen sein, ungesehen durch die Welt gehen, nur die anderen sehen.” Und in der Tat: In ihrer Kunst wie in ihrem Leben ist sie voll und ganz Auge, indem sie sich als schöpferische Künstlerpersönlichkeit völlig zurücknimmt und stattdessen ihre Beobachtungen mit feinem Strich aufs Papier bringt.
Dennoch macht man einen großen Fehler, wenn man eines tut, und zwar, Jeanne Mammen allein auf ihre Werke aus den Zwanziger Jahren reduzieren. Die Ausstellung wartet nach den ersten Räumen mit allerlei Überraschungen auf. Mammen wollte sich nie auf einen bestimmten Stil festlegen, hat stattdessen immer wieder mit Farben, Strukturen und Materialien experimentiert. Auch die politische Lage hat ihr Schaffen stets stark beeinflusst. So zog sie sich beispielsweise zur Zeit des Nationalsozialismus in ihr Atelier zurück, kehrte sich in ihrer Kunst gänzlich vom Realismus ab. Während dieser Jahre der “Inneren Emigration” entstanden abstrakte kubistische Werke, die ihr schnell den Spitznamen “Madame Picasso” einbrachten. Alles in allem wieder eine sehr gelungene Ausstellung in der Berlinischen Galerie, die zeigt wie vielfältig Jeanne Mammen als Künstlerin war.
Jeanne Mammen. Die Beobachterin. Retrospektive 1910-1975.
Berlinische Galerie
Alte Jakobstraße 124–128
10969 Berlin
Mittwoch–Montag 10:00–18:00 Uhr
Dienstag geschlossen
Die Ausstellung läuft noch bis zum 15.01.2018 – also unbedingt ranhalten!
(Foto-Credit Beitragsbild: Jeanne Mammen, o. T. (Selbstbildnis), o. D. (um 1926), Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e.V., © VG Bild-Kunst, Bonn 2017, Repro: © Mathias Schormann)
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