Aus dem Nichts – worum geht’s?
Und plötzlich ist nichts mehr so wie es war: Als die junge Mutter Katja (Diane Kruger) abends ihren Mann und ihren Sohn von der Arbeit abholen möchte, versperren ihr Kranken- und Polizeiwagen den Weg. Es stellt sich heraus, dass das wohl Schlimmste geschehen ist: Katja hat ihre beiden Familienmitglieder bei einer Bombenexplosion verloren und versinkt zunächst in tiefe Depressionen. Die Polizei ermittelt zwar in sämtliche Richtungen, schließt aber einen rechtsradikalen Hintergrund zunächst aus. Erst als ein junges Neo-Nazi-Paar verhaftet und vor Gericht gestellt wird, gibt es für die junge Frau wieder einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass die Mörder ihrer Familie doch noch eine gerechte Strafe erhalten…
Aus dem Nichts – so war’s:
Fatih Akin widmet sich in seinem neuen Film “Aus dem Nichts” einer aufwühlenden und hochbrisanten Thematik, die die deutsche Justiz bis heute beschäftigt. Die sogenannten NSU-Morde, die zwischen 2000 und 2006 in verschiedenen Großstädten Deutschlands verübt wurden, wurden lange Jahre falsch eingeschätzt ebenso wie ihr rechtsradikaler Hintergrund lange verkannt wurde. Der Film zeigt sehr eindeutig aus der Perspektive des Opfers, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Leiden nicht ernst genommen sowie die eigene Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wird. Das hier dargestellte Rechtssystem macht es sich sehr leicht, die Hintergründe des Anschlags nicht im eigenen Land sondern im Milieu von Türken, Kurden und anderen Einwanderern zu suchen. Statt der Aussage der Hauptfigur Glauben zu schenken, die schließlich am Tag des Attentats eine auffällige Frau mit einem Fahrrad vor dem Geschäft ihres Manns gesehen hat, wird lieber in andere Richtungen ermittelt. Akin zeigt nicht nur auf sehr feinfühlige Weise, wie die Protagonistin mit ihrem Verlust umzugehen versucht, sondern widmet sich auch der moralischen Frage nach Schuld und Gerechtigkeit. Lohnt es sich wirklich, sich auf ein Rechtssystem zu verlassen, das nicht fähig ist, die wahren Schuldigen hinter Gitter zu bringen? Ist es moralisch verwerflich der Hauptfigur ein Recht auf Selbstjustiz zuzugestehen? Akins Film findet ein sehr drastisches und dennoch sehr konsequentes Ende, das einem sicher noch eine Weile im Gedächtnis bleiben wird.