Krakau steht oft ganz oben auf der Liste eines jeden Polen-Reisenden. Natürlich völlig zu Recht, denn in der Tat beeindruckt die Stadt durch seine romantische Altstadt und sein großes, vielfältiges Kulturangebot. Mich hat es direkt zu Beginn meiner Reise nach Krakau verschlagen. Hier möchte ich Euch die Orte und Eindrücke vorstellen, die mir besonders in Erinnerung bleiben werden.
Manggha – Museum der japanischen Kunst und Technik
Japan in Polen? Würde man zunächst erstmal nicht vermuten. Doch in Krakau kommen Japan-Fans im eigens eingerichteten Museum Manggha voll auf ihre Kosten. Im modernen Museumsbau wird seit 2004 japanische Kunst ausgestellt. Derzeit ist eine Ausstellung mit Werken des polnischen Filmemachers Andrzej Wajda, der – was viele nicht wissen – auch gezeichnet hat. Das Museum zeigt seine Zeichnungen, die er auf Reisen durch Japan angefertigt hat. Darüber hinaus lädt das Manggha in einem weiteren Teil des Hauses in einer interaktiven Ausstellung dazu ein, selbst künstlerisch aktiv zu werden. Diese Einladung nahm ich natürlich sofort an:
Nach dem Ausstellungsbesuch solltet Ihr unbedingt noch dem japanischen Restaurant und Café direkt im Museum einen Besuch abstatten. Hier gibt es eine große Auswahl an Grüntees, süßen und herzhaften Snacks, aber auch leckere Mittagsmenüs oder Sushi. Die Preise sind angemessen und da Krakau ansonsten eher wenig asiatische Restaurants hat, lohnt es sich allein schon deswegen, im Manghaa Museum einzukehren und authentisch japanisch essen zu gehen. Die Krakauer scheinen das auch so zu sehen, denn die Tische im Restaurant waren zur Mittagszeit heiß begehrt.
Bücher & Kaffee: Massolit Café
Ein ausgedehnter Stadtbummel macht müde. Also nichts wie hin ins Massolit! Hier finden vor allem Bücherliebhaber eine wahre Oase. Der Buchladen mit angegliedertem Café ist ideal zum Stöbern. Gut für jeden Touristen: Das Massolit hat sich auf englischsprachige Literatur spezialisiert. Es sind also keine Polnischkenntnisse erforderlich, um im großen Buchsortiment fündig zu werden. Ansonsten kann ich nur jedem empfehlen, die Atmosphäre dieses besonderen Cafés zu genießen und zwischen Bücherregalen sitzend den leckeren Kuchen zu probieren. Eine gemütliche Ruheoase – zentral gelegen, aber dennoch nicht zu touristisch.
Museum für Gegenwartskunst: MOCAK
Lust auf zeitgenössische Kunst? Dann seid ihr in Krakau richtig. Denn im ultramodernen MOCAK wird Kunst von heute ausgestellt. Die Vielfalt an Themen ist sehr groß. Als wir dort waren, lag ein großer Schwerpunkt auf Werken, die den Holocaust behandelten…also keine leichte Kost. Wer sich jedoch auch nur kurz mit polnischer Geschichte auseinandergesetzt hat, wird sofort verstehen, dass dieser einen tiefen Einschnitt für Polen bedeutete und die damaligen Ereignisse wie die Ermordung von rund 3 Millionen polnischer Juden bis heute ein schweres Trauma hinterlassen haben, die sich wohl nur künstlerisch verarbeiten lassen. Der Museumsbau nimmt ebenso Bezug auf die Geschichte, so befindet sich die Kunst in Räumen der ehemaligen Emailwarenfabrik Oskar Schindlers in Krakau. Schindler hatte während des Zweiten Weltkriegs rund 1000 Juden vor den Nazis gerettet, indem er sie bei sich in der Fabrik als Arbeiter/innen anstellte.
Ansonsten stellt die aktuelle Ausstellung einen Querschnitt durch die zeitgenössische Kunst dar: Neben Videoarbeiten gibt es zahlreiche Installationen, überraschend lebensecht wirkende Skulturen (zum Beispiel einen Hirschen), Zeichnungen, Konzeptkunst und vieles mehr zu bestaunen.
Jüdisches Museum Galizien in Krakau
Das jüdische Museum, gelegen im ehemaligen jüdischen Viertel Kazimierz, widmet sich einem dunklen Geschichtskapitel Polens. Denn einst lebten in Krakau weltweit die meisten Juden – bis zum Holocaust. Heute lassen sich die Spuren des jüdischen Lebens nur noch sehr vereinzelt finden. Das Museum möchte einen Beitrag dazu leisten, das Judentum in Krakau wieder sichtbarer zu machen. In der Ausstellung wird zunächst das Flüchtlingsschicksal einer jüdischen Familie beleuchtet. Als Besucher können wir die einzelnen Reiseetappen – von Polen über Sibirien bis nach Tel Aviv – nachverfolgen. Eine Fotoausstellung widmet sich außerdem den noch verbliebenen Spuren des Judentums und des Holocaust in der heutigen Zeit. Insgesamt eine sehr bewegende und nachdenkliche Schau, die einem einmal mehr bewusst macht, wie wichtig das Erinnern an die damaligen Ereignisse ist.
Israelisch essen in Krakau
Wer sich außerdem für die jüdische Küche begeistert, dem kann ich das Restaurant Hamsa emfehlen. Das Lokal geht über mehrere Etagen und ist sehr modern und geschmackvoll eingerichtet. Wir gönnten uns eine Vorspeisenplatte für zwei und im Anschluss noch das feine palästinensische Dessert Knafeh mit Ziegenmilch-Käse (Nabulsi) und Rosenwasser. Alles war sehr ansprechend präsentiert und wirklich lecker. Tel Aviv mitten in Krakau – wer hätte das gedacht?
Ihr interessiert Euch für weitere Reiseziele in Polen? In meinem Blog findet Ihr auch Reisetipps zu den Städten Warschau und Posen.
Habt Ihr außerdem noch weitere Tipps oder Fragen? Schreibt sie gerne unten in die Kommentare.