Sicher die wenigsten von uns hätten vor ein paar Wochen noch gedacht, dass eine solche Krise auf uns zurollt. Das Coronavirus hat unseren Alltag in den letzten Wochen ordentlich durcheinander gewirbelt und uns vielleicht auch bewusst gemacht, das ein reichhaltiges, stets verfügbares Kulturleben nicht selbstverständlich ist. Denn wenn plötzlich alles geschlossen ist, merkt man erst, welche Lücke das in den eigenen Alltag und die persönlichen Gewohnheiten reißt. Wie schwer die Pandemie kulturelle Einrichtungen wie Museen, Kinos, Konzerthallen, Kunstschaffende etc. wirtschaftlich treffen wird und wie die Kultur in Deutschland in der Zeit danach aussehen wird – das weiß im Moment niemand. Doch es hilft ja alles nichts: Wir alle sollten den Blick nach vorne richten. Um den Corona-Blues in den kommenden Wochen, vielleicht auch Monaten ein wenig einzudämmen, kommen hier meine Kulturtipps in Zeiten von Corona.
Konzerte via Stream verfolgen
Eine unbestimmte Zeit ohne Konzerte, Opern- oder Ballettaufführungen auszukommen – gar nicht so einfach, wenn man sich an das vielfältige Kulturleben in einer Großstadt wie Berlin gewöhnt hat. Doch zum Glück bieten in Deutschland einige Opernhäuser und Philharmonien ihre Inszenierungen jetzt via Videostream an. So zum Beispiel, die Staatsoper Berlin und die Bayerische Staatsoper. Die Elbphilharmonie bietet Konzerte als Video on Demand auch zum Nachhören an, ebenso die Wiener Staatsoper.
Das Konzertprogramm der Philharmonie Berlin ist bis auf weiteres abgesagt. Während der Corona-Krise bietet sie nun jedoch den kostenlosen Zugang zur Digital Concert Hall an. Bis 31. März könnt Ihr Euch mit dem Gutscheincode BERLINPHIL auf digitalconcerthall.com registrieren und klassischer Musik lauschen.
Ballett-Fans können z.B. auf der Website des Staatsballett Berlin Inszenierungen wie Schwanensee oder Der Nussknacker ansehen.
Wer noch mehr Auswahl braucht, kann sich auf jeden Fall auch gut auf Youtube umschauen. Ich habe selbst dort kürzlich mal gestöbert und war überrascht, was es dort an Opern und Konzerten von renommierten Institutionen aus der ganzen Welt gibt.
Kunst im Internet genießen
Wusstet Ihr, dass man über die Google Plattform Arts & Culture ausgewählte Exponate von über 1200 Museen auf der ganzen Welt besichtigen kann? Hier geht’s zu Eurem persönlichen digitaler Museumsbesuch.
Auch ein besonders berühmtestes Museum gewährt Einblicke: Das Rijksmuseum in Amsterdam bietet ein umfassendes Multimedia-Angebot, in dem sich virtuelle Besucherinnen und Besucher ihre eigenen Highlights zusammenstellen und miteinander teilen können.
Das Metropolitan Museum of Art in New York führt online in 360° durch die eigenen Räume. Und mit „Closer Look“ auf der Webseite des Louvre erhaltet Ihr die Möglichkeit, den Werken ganz nah zu kommen — näher als es im dichten Gedränge vor der „Mona Lisa“ normalerweise möglich wäre. Ich denke da nur an meinen sehr ernüchternden Louvre-Besuch vor ein paar Jahren zurück…
Mediatheken-Tipps
Ihr habt den großen Hype um die Serie “Babylon Berlin” wie ich irgendwie verschlafen? Dann ist jetzt vielleicht die perfekte Gelegenheit, um sich in Sachen Serienkultur auf den Stand zu bringen. In der ARD-Mediathek findet Ihr derzeit zudem sehenswerte Spielfilme wie Ulrich Seidels Paradies-Trilogie: Liebe, Glaube, Hoffnung. Nicht unbedingt leichte Kost, da sehr zynisch, aber es lohnt sich. Ihr braucht etwas Erbaulicheres? Dann schaut Euch doch “Willkommen bei den Sch’tis” an.
In der ZDF-Mediathek kann man den Dreiteiler „Unterleuten“, eine Verfilmung des Bestsellers von Juli Zeh anschauen. Der Kultursender Arte bietet spannende Dokus zu Musiklegenden wie Bob Marley oder berühmten Modeschöpfern wie Christian Louboutin oder Karl Lagerfeld.
Netflix – ein paar Streamingtipps
Ich bin ehrlich gesagt kein so großer Netflix-Fan. Einfach, weil ich das Gefühl habe, immer Ewigkeiten damit zuzubringen von oben nach unten durchzuscrollen, mir zig Trailer anzusehen, um das Passende zu finden. Geduld zählt nicht so zu meinen Stärken… In letzter Zeit hat mich aber im Hinblick auf Serien vor allem “Anne with an E” und “The End of the Fucking World” begeistert. Serienklassiker wie “The Crown” oder “Mad Men” gehen natürlich auch immer – je nach Stimmungslage.
Doch mehr Lust auf einen Film? Derzeit gibt es noch die Gelegenheit bei Netflix den unglaublich intensiven und definitiv unter die Haut gehenden “Systemsprenger” zu sehen, den ich ja bereits hier im Blog besprochen hatte. Italien-Fans – und allen, die den Sommer und bessere Zeiten kaum erwarten können – lege ich das Liebesdrama “Call Me by Your Name” ans Herz.
Online-Lesungen
Nun ist es ja schon schwer genug, dass die Leipziger Buchmesse ausfallen musste – natürlich völlig zu Recht. Wer jedoch Bücher nicht nur lesen, sondern auch gerne zu Lesungen geht, hat es in diesen Tagen nicht leicht. Das Literaturhaus Berlin hat die Lesungsreihe „Li-Be in Zeiten von Corona“ ins Leben gerufen. Viele der bereits geplanten Veranstaltungen werden nun online durchgeführt: Das März-Programm gibt es hier.
In der deutschen Buchszene wird seit kurzem gerade eifrig überlegt, wie man Literatur trotz Corona-Krise über Online-Formate zu den Menschen bringen kann. Sobald ich Konkretes erfahre, werde ich es hier ergänzen.
Selbst künstlerisch aktiv werden
Sich wöchentlich in eine Ausstellung zu begeben, in einem Konzertsaal zu sitzen oder tief im Kinosessel einzusinken – ja, das ist zugegebenermaßen manchmal wirklich sehr bequem. Das ist mir durch den Kultur-Lockdown in Berlin seit langem mal wieder bewusst geworden. Wie wäre es, einfach mal selber aktiv zu werden und eigene künstlerische Hobbies wiederzubeleben? Man muss ja nicht gleich große Kunst erschaffen, aber selbst schöpferisch tätig zu sein, kann große Freude bereiten und bei all den schlimmen Nachrichten derzeit sogar für Entspannung und Ausgeglichenheit sorgen. Also auf geht’s:
- Malen und zeichnen: Mein Malzeug liegt parat. Ich werde mich in den nächsten Wochen nun öfter tagsüber oder abends hinsetzen und losmalen. Dies gelingt besonders, wenn man eine Routine entwickelt – also sich regelmäßig ein Zeitfenster für das Malen oder Zeichnen schafft. Das lässt sich jetzt bestimmt gut einrichten.
- Ein Instrument spielen/lernen: Nicht nur Musik zu hören, auch Musik zu machen kann wahnsinnig bereichernd sein. Gerade, wenn es einem stimmungmäßig eigentlich nicht so gut geht. Ob singen, Gitarre oder Ukulele – das macht mir persönlich viel Freude und ich kann es nur jedem empfehlen. Jetzt ist meiner Meinung nach auch die perfekte Gelegenheit ein Intrument zu lernen. Es muss ja nicht gleich das Komplizierteste sein. Die Ukulele ist zum Beispiel ein sehr einsteigerfreundliches Instrument, bei dem sich bereits innerhalb kürzester Zeit die ersten Erfolge einstellen. Hier habe ich in meinem Blog vor einiger Zeit ein Tutorial für Ukulele-Anfänger erstellt. Wenn Ihr Euch außerdem dafür interessiert, bestimmte Akkorde auf unkomplizierte Weise zu lernen, dann schaut mal hier vorbei.
- Endlich mal in Ruhe lesen: “Keine Zeit”, diese Ausrede gilt wohl in den nächsten Wochen nicht, denn so einige werden viel zuhause sein. Andere Freizeitmöglichkeiten (Sportvereine, Kneipen, Bars, Kinos etc.) kommen ja bis auf weiteres erstmal nicht in Frage. Jetzt ist also endlich mal die Gelegenheit gekommen, etwas zu entschleunigen und den SUB (Stapel ungelesener Bücher) abzuarbeiten. Auch “dicke Wälzer” wie “Krieg und Frieden” oder Bücher, für die man einfach Zeit braucht (“Die Suche nach der verlorenen Zeit”) können jetzt mal an die Reihe kommen. Vor einer Weile hatte ich bereits “Die besten Bücher für die einsame Insel” aufgelistet – und auf der befinden wir uns ja zur Zeit quasi…
In diesem Sinne, bleibt gesund! Wenn Ihr noch weitere Tipps für eine kulturelle Quarantäne habt, würde ich mich sehr freuen.
2 KOMMENTARE
Vielen Dank für deine Infos. Da hab ich doch durch dich ein bisschen Abwechslung in den nächsten Tagen.
Liebe Grüße
[…] war etwas für Euch dabei. Wer noch mehr Tipps möchte, kann auch gerne nochmal in meinen Artikel Kulturtipps in Zeiten von Corona […]