Featured Literatur Rezensionen

Mein Lesejahr 2021: Ein Rückblick

Mein Lesejahr 2021 - Foto: Gaman Alice/Unsplash

Eine alte Tradition zwischen den Jahren: nochmal über die gelesenen Bücher reflektieren. Welche Lektüren sind wirklich nachhaltig hängen geblieben? Was waren meine Highlights im Lesejahr 2021? In diesem Jahr möchte ich meinen Jahresrückblick jedoch ein bisschen anders aufziehen und eher thematisch aufgliedern. Ich werde mich nicht auf einige wenige Bücher beschränken, sondern auf übergreifende Themen und Tendenzen, denen ich mich beim Lesen immer wieder angenähert habe.

Mein Lesejahr 2021: Das Jahr der Frauen

Es hat mich selbst ein wenig überrascht: Aber in diesem Jahr habe ich eindeutig mehr Bücher von Autorinnen gelesen. Von insgesamt 24 gelesenen Büchern waren immerhin 16 von Frauen, nur 8 von Autoren. Vielleicht hole ich da gerade etwas nach? Denn wenn ich mal auf mein Literaturstudium zurückblicke, muss man schon eindeutig sagen, dass hier meist Büchern von großen Schriftstellern wie Thomas Mann, Shakespeare, Charles Dickens und vielen weiteren “Klassikern” im Vordergrund standen. Meine Abschlussarbeiten habe ich schließlich über Literatur von Oscar Wilde, Joris-Karl Huysman und Alfred Döblin geschrieben. Natürlich hat das sicher alles seine Berechtigung. Aber ist es nicht eigenartig (und bedenklich), dass Literatur von Frauen in der Forschung immer noch so eine untergeordnete Rolle spielt?

Mein Lesejahr 2021: Connie Palmen - Du sagst es

Zu meinen Jahreshighlights zählte in diesem Jahr beispielsweise “Du sagst es” von Connie Palmen. In dem Roman widmet sich die niederländische Autorin einem der berühmtesten Schriftstellerpaare der modernen Literatur: Sylvia Plath und Ted Hughes. Wir lesen hier die fiktive Autobiographie, und zwar aus der Perspektive von Ted Hughes, der häufig für den Suizid seiner Frau verantwortlich gemacht wurde und auch noch heute von vielen Plath-Fans regelrecht gehasst wird. Der Roman ergreift für keine der beiden Liebenden Partei und ist gerade dadurch, dass hier niemandem der “schwarze Peter” zugeschoben wird, sehr spannend zu lesen. Zum Lieben und zu einer Ehe gehören schließlich immer zwei dazu.

Im Sommer widmete ich mich schließlich zwei zeitgenössischen Autorinnen aus Deutschland: Juli Zeh und Judith Hermann. Juli Zehs Roman “Über Menschen” spielt wie bereits ihr vielgelobtes Werk “Unter Leuten” in Brandenburg und stellt die (moralische) Frage in dem Raum, ob man auch jemandem, der ganz andere politische Meinungen hat, auf Augenhöhe begegnen kann: als ein Mensch wie du und ich. Ein echter Pageturner – der mich am Ende jedoch doch mit einem etwas unbefriedigenden Ende zurückgelassen hat.

Judith Hermanns “Daheim” ist jedoch ein Roman für ruhige Stunden und erzählt auf sehr ruhig und unaufgeregte Weise von einer Frau, die in ein einsames Haus in Norddeutschland zieht. Sprachlich wieder mal beeindruckend, ein leiser Roman, der vielleicht gerade deshalb zur Lockdown-Ruhe passt.

Mein Lesejahr 2021: Go east! Literatur aus Japan und Korea

Es zieht mich literarisch weiterhin nach Fernost, keine Frage. Wahrscheinlich muss ich einfach immer noch irgendwie kompensieren, dass ich meine geplante Reise nach Japan (für die ich schon Flugtickets hatte) immer noch nicht antreten konnte. Und wer weiß, wann dies der Fall sein wird. Auch diesem Jahr waren wieder einige Werke von Haruki Murakami dabei. Gut, dass er als Schriftsteller so fleißig ist – denn so gibt es immer viel Lesestoff.

Mein Lesejahr 2021: Haruki Murakami durfte natürlich nicht fehlen

Großes Highlight war definitiv die Lektüre seines Romans “Kafka am Strand”, der den fünfzehnjährigen Kafka Tamura auf seiner Reise von Tokyo auf die Insel Shikoku begleitet. Sehr raffiniert: der Roman wird in zwei Handlungssträngen erzählt, die später zusammengeführt werden. Großartig!

Neben seinen Romanen sind jedoch auch Murakamis Erzählbände definitiv sehr kurzweilig und lesenswert. In diesem Jahr habe ich zum Beispiel noch “Nach dem Beben” (die Erzählungen drehen sich alle indirekt um das Erdbeben von Kobe im Jahr 1995) und seinen Band “Männer, die keine Frauen haben” (wie der Titel schon sagt: Erzählungen über melancholische Großstadtsingles) gelesen. Wunderbar für zwischendurch, wenn gerade keine Zeit für seine seitenstarken Romane bleibt.

Einen weiteren japanischen Schriftsteller, den ich definitiv im Blick behalten werde, ist Fuminori Nakamura. Nachdem ich schon vor längerem seinen hochspannenden Kriminalroman “Der Dieb” gelesen hatte, kamen in diesem Jahr noch “Der Revolver” und “Die Maske” hinzu. Im ersteren geht es um einen jungen Mann, der eine Obsession für eine Schusswaffe entwickelt. Im zweiteren um einen Protagonisten, der sich von den Schatten seiner Vergangenheit befreien möchte. Nervenaufreibend, düster, verstörend – die Bücher von Fuminori Nakamura sind keine leichte Kost, aber für alle Liebhaber spannender Literatur absolut empfehlenswert!

Mein Lesejahr 2021: Han Kang - Weiß

Auch in das Werk der koreanischen Schriftstellerin Han Kang, die mich schon im letzten Jahr fasziniert hatte, bin ich weiter eingetaucht. Ihr sehr persönliches Buch “Weiß” widmet sich auf sehr poetische Weise dem Verlust ihrer Schwester. Ein leises und berührendes Buch, das sich jeglicher Gattungsbezeichnung entzieht. Und auch schon durch seine kunstvolle Aufmachung einfach ein echtes Schmuckstück im Bücherschrank ist.

Was waren Eure Highlights? Von welchen Autorinnen und Autoren möchtet Ihr noch mehr lesen? Ich freue mich über Eure Kommentare.

Tags:             

    2 KOMMENTARE

  • Johanna 28. Dezember 2021 Reply

    Immer schön dein Jahresrückblick! Habe Über Menschen auch gelesen und war mit dem Ende semi zufrieden. Für dieses Jahr steht der Plan, definitiv mehr zu lesen. Bin nach “Die Tochter meines Vaters” mit der “Eiserne Gustav” in der neuen Edition schon bei Buch 2 im Jahr 2022. Schauen wir, ob es bei den guten Vorsätzen bleibt. Viele Grüße Johanna

    • Deborah 28. Dezember 2021 Reply

      Liebe Johanna,
      vielen Dank 😊 Ich wünsche dir auch ein ganz wunderbares Lesejahr mit vielen guten Büchern.
      Viele Grüße
      Deborah

what do you think?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sommerdiebe benutzt Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessern. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.