Herzerwärmend, aber auch tieftraurig, amüsant und „irgendwie independent“ – ich hatte schon sehr viel über die Tragikomödie „Beginners“ gehört und gelesen. Aber irgendwie wollte das mit der Sichtung einfach nicht klappen. Erst wurde der Film in meiner Marburger Uniheimat groß im Filmkunstkino angekündigt, lief dann aber auf einmal doch nicht. In Berlin lief er natürlich an jeder Ecke, aber zu dem Zeitpunkt war ich nicht in Berlin! Tja, wie das mit manchen Filmen eben leider so ist. Man will sie sehen, bekommt es aus irgendwelchen Gründen aber einfach nicht hin. Unterdessen ist glücklicherweise die DVD erschienen, so dass der Heimkino-Sichtung endlich nichts mehr im Wege stand. Damit zu meiner eigentlichen Rezension 😉
„Beginners“ enthält viele Elemente einer typischen Indie-Tragikomödie: Ein Protagonist, der seinen Platz im Leben noch nicht so recht gefunden hat. Ein hübsches Mädchen, dass dieser auf völlig unkonventionelle Art und Weise kennen und lieben lernt. Und ein skurriler Humor, der die ganze Handlung auflockert. Der Protagonist ist in diesem Fall der 38-jährige Grafikdesigner Oliver (Ewan McGregor), der nach dem Tod seines Vaters (Christopher Plummer) den Boden unter den Füßen verloren hat und nun wieder versucht Struktur in sein Leben zu bringen. Bei einer wunderbar inszenierten Kostümparty (Oliver verkleidet sich als Sigmund Freud!) lernt er die französische Schauspielerin Anna (Mélanie Laurent) kennen, mit der er sich sofort auf eine ganz besondere Weise seelenverwandt fühlt – und das ohne Worte! Zwischen den beiden entspinnt sich eine zarte Romanze, in deren Verlauf jedoch beide erst merken, was sie wirklich verbindet: Die Unfähigkeit enge Beziehungen aufrecht zu erhalten.
Doch längst nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Oliver und Anna wird auf berührende Weise geschildert. In Rückblenden wird die Beziehung zwischen Oliver und seinem krebskranken Vater Hal beleuchtet, der sich erst wenige Jahre vor seinem Tod zu seiner unterdrückten Homosexualität bekannte. Auch wenn sich der gesundheitliche Zustand seines Vaters mit der Zeit immer weiter verschlechtert, lehrt ihm sein Vater eines: sein Leben in vollen Zügen zu genießen, solange es noch geht!
„Beginners“ gelingt das, was nur wenige Filme mit einer solchen Thematik hinbekommen: Tragik und Komik sind wunderbar ausbalanciert. Die behandelten Themen (schwierige Liebesbeziehungen, Krankheit, Vater-Sohn-Beziehung) bieten sich geradezu an, auf kitschige (und vor allem oberflächliche und seichte) Art und Weise dargestellt zu werden. Aber genau das ist der Film in keinem Moment! Die Augenblicke, in denen man sich mit den Figuren freut oder sie am liebsten trösten würde, wechseln sich ständig ab.
Die Schauspieler überzeugen zudem alle in ihren Rollen. Ewan McGregor blüht in der Rolle des nicht ganz so erfolgreichen und vor allem nach dem Tod seines Vaters völlig aus der Bahn geworfenen Grafikdesigners auf. Mélanie Laurent spielt die charmante Französin auf wunderbar leichtfüßige Art (was für ein Lächeln! Was für ein Leuchten in den Augen!). Nicht zuletzt glänzt auch Christopher Plummer als schwer kranker Vater, der sich dennoch von nichts und niemandem seinen Lebensmut nehmen lassen will. Melancholisch, aber dennoch hoffnungsvoll. Bewegend, aber dennoch nicht allzu sehr auf die Tränendrüse drückend. Ein liebenswürdiger Film, der einen auf keinen Fall unberührt lässt. Ja, das ist „Beginners“!
1 KOMMENTAR
[…] Schon wieder viel zu lange nichts gebloggt, aber jetzt ist es wieder soweit! Ich habe mit die charmante und bewegende Indie-Tragikomödie „Beginners“ angeschaut und meine Eindrücke in Worte gefasst. Diese lest ihr wie immer im Farbfilmblog! […]