Literatur Rezensionen

Literatur in 300 Wörtern (6): Joyce Carol Oates – Beim Schreiben allein – Handwerk und Kunst

Joyce Carol Oates: Beim Schreiben allein

Inhalt in 3 Sätzen:

Joyce Carol Oates Essayband vereinigt 14 Texte, die weitestgehend alle Facetten des Schreibens abdecken. Sie gibt Einblicke, wie sie selbst zum Schreiben kam, was sie inspiriert, was sie frustriert und was ihr aus einer schweren Schreibkrise hilft. Darüber hinaus wirft ihr Buch einen Blick in das Schaffen berühmter Autoren und deren Eigenheiten.

Lieblingszitat:

„Sprache ist, geschrieben, ein eiskaltes Medium. Anders als Schauspieler und Sportler können wir verbessern, überarbeiten oder komplett neu schreiben, wenn wir wollen. Bis unsere Arbeit in Druck gegeben – wie in Stein gemeißelt – wird, haben wir die Macht darüber. Der erste Entwurf ist vielleicht holprig und anstrengend, aber der nächste und übernächste berauschend und erhebend. Hab Vertrauen: Der erste Satz ist nicht geschrieben, bis nicht der letzte Satz geschrieben ist. Erst dann weißt du, wohin du gewollt hast und wo du gewesen bist.“

(aus: An einen jungen Schriftsteller)

Lesenswert, weil ich selten ein derartig kraftvolles Buch über das Schreiben an sich gelesen habe. In charmantem Plauderton deckt Oates jeden noch so kleinen Aspekt des Schreibens ab: von der ersten Begeisterung für das geschriebene Wort, die oft schon in der Kindheit wurzelt, über Vorbilder und Inspirationen, die im Laufe des Lebens dazu kommen bis zuletzt zum Schreibprozess an sich, der oft aber auch nicht immer allein mit schönen Gefühlen verbunden ist. In Oates Essays sind zahlreiche Zitate aus literarischen Werken oder auch Notizen einzelner Schriftsteller eingewoben, die den Texten viel Tiefe und Informationsgehalt verleihen.

Dieses Buch ist für Leser, die sich für Literatur und das Schreiben begeistern. Es bietet jedoch auch einen Anreiz für Leute, die selbst schon immer gerne schreiben wollten, es aber einfach aus persönlichen Gründen noch nicht geschafft haben. Oates zeigt u.a. anhand von berühmten Beispielen aus der Literaturgeschichte, dass die oft vorhandenen Ängste und Selbstzweifel ganz natürlich sind und den einen oder anderen Literaten erst zu Höchstleistungen angetrieben haben (z.B. Virginia Woolf und Joseph Conrad) oder gar durch Versagen erst in die richtige Richtung gelenkt haben (James Joyce, Henry James). „Beim Schreiben allein“ ist eine Ermutigung für junge Schreibende und nicht zuletzt eine Liebeserklärung an die wohl schönste kreative Beschäftigung überhaupt: Gedanken mithilfe von geschriebenen Worten Ausdruck zu verleihen!

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