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Systemsprenger (2019)

Das Sozialdrama "Systemsprenger" (©Artwork Pauline Branke, Foto Philip Leutert)

Systemsprenger: Worum geht’s?

Die 9-jährige Benni ist völlig außer Rand und Band: Sie wechselt von einer Pflegefamilie zur nächsten und kommt doch nie richtig an. Die Behörden, das Sozialamt, die Jugendhilfeeinrichtungen – allesamt sind sie überfordert mit dem Mädchen, das zu aggressiven Ausbrüchen neigt. Benni will eigentlich nur eines: zurück zu ihrer Mutter. Doch diese traut sich ebenfalls nicht zu, mit ihrem verhaltensauffälligen Kind zu leben. Benni ist ein sog. “Systemsprenger”, bei dem keine Maßnahme zu fruchten scheint.

Systemsprenger – so war’s:

Eine Warnung gleich vorweg: Nora Fingscheidts “Systemsprenger” ist ein Schlag ins Gesicht. Schonungslos offen erzählt der Film die Geschichte eines Mädchens, das das System so nicht vorgesehen hat und das alle gut gemeinten Maßnahmen aushebelt. Egal, was die Sozialarbeiter mit großem Engagement versuchen, in welcher Pflegefamilie Benni auch landet – immer führt ihr asoziales und unangepasstes Verhalten zu Problemen. Über kurz oder lang schlägt selbst der engagierteste Sozialarbeiter irgendwann verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen. “Systemsprenger” rüttelt auf, berührt zutiefst und lässt einen angesichts des hier offengelegten Schicksals mit einem Gefühl von großer Ratlosigkeit und Beklemmung zurück.

Figurengestaltung: Kein Schwarzweiß-Denken

Es wäre leicht gewesen, die Figuren schwarz und weiß zu zeichnen, doch genau hier gelingt Nora Fingscheidt eine ausgesprochen differenzierte Charakterisierung ihrer Figuren. Die überforderte Mutter, die sich aus der Verantwortung für ihr Kind stiehlt. Es wäre einfach, sie dafür zu verurteilen, dass sie sich ihrer Tochter nicht annimmt. Gleichzeitig sehen wir als Zuschauer ihr jedoch auch ihre innere Zerrissenheit an. Einerseits liebt sie ihre Tochter, möchte sie bei sich haben. Andererseits fühlt sie sich jedoch einfach zu schwach, um sich mit Bennis Verhalten auseinanderzusetzen. Benni scheint seit ihrer Kindheit ein Trauma mit sich herumzutragen, das nie therapiert wurde und vermutlich einer der maßgeblichen Gründe für ihre Verhaltensauffälligkeit und psychische Störung ist.

Enttäuschte Hoffnungen und Erwartungen

Das Sozialdrama “Systemsprenger” ist vor allem deshalb so gnadenlos, weil es immer wieder Momente zeigt, die einen als Zuschauer Hoffnung schöpfen lassen. So etwa das Auftreten des Anti-Gewalttrainers Micha: Sein Survival-Camp mit Benni alleine im Wald scheint zunächst effektiv zu sein. Es lässt hoffen, dass nun endlich alles gut wird. Jedes Mal, wenn es aufwärts zu gehen scheint, werden die Erwartungen jedoch wieder enttäuscht. Dies lässt die erzählte Handlung umso aussichtloser erscheinen. “Systemsprenger” – ein Film, der durch Mark und Bein geht und den Zuschauer traurig und resigniert zurücklässt. Umso mehr im Hinblick darauf, dass sich solche Szenen wie im Film vermutlich tagtäglich irgendwo in einer Jugendhilfe-Einrichtung abspielen…

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