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Literatur in 300 Wörtern (60): Hiromi Kawakami – Strange Weather in Tokyo

Hiromi Kawakami: Strange Weather in Tokyo

Inhalt von “Strange Weather in Tokyo” in 3 Sätzen:

In “Strange Weather in Tokyo” begegnen sich eines Nachts Tsukiko und ihr ehemaliger Japanisch-Lehrer Sensei in einer kleinen Bar in Tokyo. Sie sind sofort auf einer Wellenlänge und treffen sich nun regelmäßig zum Essen und gemeinsamen Sake-Trinken. Trotz ihres großen Altersunterschieds fühlen sie sich, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollen, immer mehr zueinander hingezogen.

Lieblingszitat:

“I stared out of the window, watching the streetscape as it rushed by. The taxi hurtled through the night-time city. Sensei! I forced out a cry. My voice was immediately drowned out by the sound of the car’s engines. I could see many cherry trees in bloom as we sped through the streets. The trees, some young and some many years old, were heavy with blossom in the night air. Sensei, I called out again, but of course no one could hear me. The taxi carried me along, speeding through the city night.”

Und eines vorwegzunehmen: Die Handlung des Romans ist sehr minimalistisch gehalten und konzentriert sich größtenteils auf die oft zufälligen Treffen der beiden Hauptfiguren, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Im Zentrum steht zum einen die selbstbewusste 38-jährige Tsukiko, die die Liebe eigentlich aufgegeben hat. Sie wird nur noch gelegentlich im Smalltalk unter Bekannten ungläubig gefragt wird, warum sie denn nicht verheiratet sei. Die zweite Hauptfigur ist der kluge und belesene Sensei, der vermutlich mindestens 30 Jahre älter als Tsukiko ist und den man durch seine leicht skurrilen Gewohnheiten einfach in sein Herz schließen muss. So hat er beispielsweise immer einen leicht ominösen Aktenkoffer dabei, aus dem er wunderliche Dinge zaubert oder trägt beim Wandern einen Anzug. Autorin Hiromi Kawakami schildert die beiden Figuren auf sehr liebevolle Weise und wirft einen zärtlichen Blick in das Leben der beiden in Tokyo, das sich in diesem Fall hauptsächlich abends beim gemeinsamen Essen abspielt.

Wem wird “Strange Weather in Tokyo” gefallen?

Zunächst einmal allen, die sich für japanische Literatur und für Erzählungen mit zarten Zwischentönen begeistern können. “Strange Weather in Tokyo” erzählt auf sehr ruhige Weise von der Einsamkeit in der Mega-City Tokyo sowie der Annäherung zwischen zwei Menschen, die sich nach gesellschaftlichen Maßstäben überhaupt nicht lieben dürften. Gleichzeitig entführt der Roman in die eleganten Bars und Restaurants Tokyos, lässt einem mit seinen ausschweifenden Beschreibungen des gutes japanischen Essens das Wasser im Munde zusammenlaufen und weckt jede Menge Reiselust. Eine schlichte und atmosphärische Liebesgeschichte – melancholisch, bittersüß und zum Glück nicht kitschig.

Und sonst so?

Der Roman ist übrigens auch im Hanser Verlag auf Deutsch erschienen, unter dem Titel: “Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß“.

Lust auf noch mehr japanische Literatur? Hier habe ich noch ein paar weitere Autoren- und Buchtipps für Euch.

Ansonsten schaut auch gerne bei meinen Rezensionen zu den Romanen des großartigen Haruki Murakami vorbei.

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